biblioteca2
IMG_4582
IMG_4313
IMG_4306
IMG_4257
IMG_4250
changing rooms3
changing rooms1
biblioteca4
biblioteca3
basen3
basen2
previous arrow
next arrow

“PORANNY SPACER”

Teatre Ochoty, Warschau

2015 – 2017

The present epoch will perhaps be above all the epoch of space. We are in the epoch of simultaneity: we are in the epoch of juxtaposition, the epoch of the near and far, of the side-by-side, of the dispersed.

Michel Foucault.

„Cities are the spaces where those without power get to make a history and a culture, thereby making their powerlessness complex. If the current large-scale buying continues, we will lose this type of making that has given our cities their cosmopolitanism. “

SASKIA SASSEN, 2015

PORANNY SPACER is an augmented reality audiowalk that presents past, present and the future of Pole Mokotowskie park in frames of the artistic creation that focus on oral history. The work on it started in 2014 in Warsaw. Director Eleonora Herder and Dramaturg Szymon Wroblewski found short story by Ryszard Kapuściński – a famous polish journalist that wrote reportages about his travels around the world. He also wrote short one that was telling about Pole Mokotowskie – the park that he was crossing each morning to meditate and get together his thoughts before writing. His morning routine became for him source of inspiration to write few pages about history of this area.

The audiowalk PORRANY SPACER doesn`t actually stage those pages but uses them as starting point for the project. Kapuściński lived many decades in the direct neighbourhood of this park so he was observing changes that were happening in and around it. He was witnessing how new layers of history were covering this park year after year. He had access to different spaces that still co-exist in this place. His text is describing the long process of construction of the National Library. He describes small gardens with houses that were standing there and the house that he lived in with his family in 50’s. He also mentions SKRA – the stadium that was used while athletic competitions that was build here in 50’s. All of those stories and many more echo in the short reportage and in our MORNING WALK audiowalk.

The form of audiowalk was chosen to show those layers of time that were covering this area. The form of audiowalk is a walk that uses audio tracks to build engaging experience and build context for users that is created between stories presented as audio tracks, photos that are given and reality of the place.  This gives opportunity to build individual space of meaning and experience the project.

Our Partners:

Sponsored by:

„Poranny Spacer“ ist ein performativer Audiowalk durch den Warschauer Stadtpark Pola Mokotowskie.

Auf den ersten Blick erscheint Pola Mokotowskie als ein Ort, der von der Geschichte außen vorgelassen wurde. Tatsächlich handelt es sich aber bei diesem Park um eine Ansammlung von kuriosen Nebenschauplätzen der polnischen Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Die Stadt plant jetzt einen großes Fussballstadion, eine Konzerthalle mit Konzertmuschel für Openair konzerte und mehr Bars und Restaurants. Ein Teil des Parks sieht schon so aus. Die Ruinen sollen noch Ende dieses Jahres beseitig werden.

In dem heutigen Warschau, dass sich komplett den neoliberalen Strukturen des Westens unterworfen hat und anstatt etwas eigenes zu behaupten einfach nur noch zur Herberge europäischer Verwaltungsapparate wird, werden diese Ruinen zu Utopien.

Wir wollten nicht das diese Geschichte der Besiegten untergeht und wollten deshalb ein virtuelles Archiv kreieren aus dem was Benjamin als Abfall der Geschichte bezeichnen würde. Unser Projekt wollte die Spuren und Narben, welche die Geschichte hier hinterlassen hat aufdecken und neu inszenieren.

Pole mokotowski, heißt erstmal nichts anderes als „Nasse oder verschlammte“ Felder. Es war ein Feld, dass die Stadt abgrenzte, ein Schlachtfeld, dass man durchlaufen musste, wenn man von Warschau zu dem nächsten Ort: Mokotow gelangen wollte.

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts gab es neben den Schrebergartenanlagen im ostwärtigen/östlichen Teil des damaligen Komplexes eine Pferderennbahn. Hier wurde nicht nur die Kavallerie des Militärs dressiert, sondern es fanden auch die populärsten Sportpferderennen Polens statt.

Bis Ende des zweiten Weltkriegs beherbergte der heutige Park den Flughafen Mokotów mit den an die Technische Universität angegliederten Flugzeugwerken. Es war der erste Flughafen Polens und einer der ersten Flughäfen Europas. 1909 fanden hier die ersten Flugzeugvorführungen statt, bei welchen die Maschinen eine maximale Flugzeit von 3 Minuten erreichten. 1926 startete von Warschau erstmals ein Flug mit der Distanzstrecke Europa–Tokio–Europa, auch wurde hier die bis heute operierende Fluglinie „LOT“ gegründet.

Im Rahmen der 2. Polnischen Republik (1918 – 1939) plante der Marschall Józef Pilsudski einen großflächig angelegten Regierungssitz auf dem Terrain des Parks.

Neben einer großen Kathedrale in der Mitte, ungefähr da wo heute die Pommesbuden stehen, war auch eine Moschee geplant. Weil in der zweiten polnischen Republik, auch wenn man sich das heute kaum mehr vorstellen kann, der Islam als offizielle polnische Religion galt.

Während der deutschen Besetzung wurde der Flughafen zur Militärbasis umfunktioniert und der private Flugverkehr kam fast völlig zum Erliegen. Nach Kriegsende wurde der Flugplatz in Mokotów II umbenannt. Er wurde vor Allem für Paraden an sozialistischen Feiertagen genutzt. 1947 wurde die Anlage endgültig stillgelegt und umgebaut. Einige dieser Baustellen, wie die Errichtung der polnischen Nationalbibliothek sowie das Hauptamt für Statistik, werden von Kapuczinski auf seinem „Spaziergang“ sehr eindrucksvoll beschrieben. – > die polnische Nationalbibliothek wurde beispielsweise über 40 Jahre lang gebaut, der Architektur Wettbewerb war 1962 und die letzten Bauarbeiten wurden 2003 beendet.

1945 entstanden zu Bekämpfung des Wohnungsmangels ein Siedlung von sogenannten finnischen Häusern für ca. 500 obdachlose Warschauer. Die finnischen Häuser waren Fertighäuser aus Holz, welche die Finnen den Polen als Bezahlung gegen Kohle lieferten. Kapusczinski lebte unter anderem in einem solchen Haus. Sie verrotteten mit der Zeit und die Leute zogen aus, aber zwei solcher Hütten stehen noch und werden von Squattern frequentiert.

In den 80er und 90er Jahren entstand, um das Sportstadion RKS SKRA (Sportowy Klub Robotniczo-Akademicki = Sportklub für Akademiker und Arbeiter) herum ein riesiger Markt, auf welchem die möglichsten und unmöglichsten Waren aus ganz Osteuropa feilgeboten wurden. Unter der Hand war dieser Markt natürlich auch Umschlagplatz für verbotene Westprodukte wie „Levis“ Jeans und Mickeymouse Comics.

This project works with a GPS based audioprogramm for mobiles called “Radio aporee”. You can do the walk virtually by listening to the different sounds of the park online.

Videodocumentation Poranny Spacer (polish, this movie will soon be available with English subtitles):

Eleonora Herder (1985) – Theaterregisseurin, Performancekünstlerin und Dramaturgin. Hat Schauspielregie in Barcelona und Krakau studiert. 2013 absolvierte sie zusätzlich einen Master in Angewandter Theaterwissenschaft in Gießen. Neben zahreichen eigenen Arbeiten in Barcelona und Frankfurt am Main arbeitet sie seid 2007 als Dramaturgin und Regieassistentin in Spanien, Deutschland und Polen, unter anderem am Teatre Lluire in Barcelona, sowie am Mousonturm in Frankfurt am Main.

Szymon Wróblewski (1983) – Dramaturg, Kurator für Theaterproejekte im Adam Mickiewicz Institut in Warschau. Er kommt aus Gdynia und studierte zunächst Theaterwissenschaft an der Jagiellonian Universität in Krakau und dann Regie und dramatisches Schreiben an der staatlichen Theaterschule in Krakau (PWST). Er war Dramaturgieassistent und Leiter für internationale Projekte am Staatstheater „Teatre Stary”. Als Dramaturg arbeitete er mit Redbad Klynstra, Michał Borczuch und René Pollesch.

Jan Mech (1976) Sound-Artist, Komponist und Performer. Kommt aus Frankfurt am Main und lebt in Barcelona.Er studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft bei Prof. Dr. Hans-Thies Lehmann an der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt/Main und war Stipendiat bei DasArts Amsterdam. In der Folge studierte er bei zeitgenössischen Komponisten wie György Kurtág Junior und Raphael Toral.

Seine Klangarbeiten wurden u.A. bei Artists Space New York, Collegium Hungaricum Berlin, HCC London, Tate Modern (London), Centre Pompidou (Paris) and Fabrik Potsdam, Fundacío Suñol (Barcelona) und Fundació Antoni Tàpies (Barcelona) gezeigt. www.janmech.net

„Herder und Wróblewski haben es geschafft die journalistische Geste des großen Reporters Kapuścisnki noch einmal zu wiederholen, die Maschine der Erinnerung noch einmal in Bewegung zu setzen und uns gleichzeitig auf sehr eigenen Fährten zurück in die Vergangenheit zu führen.“

(Roman Pawlowski: „Warszawski Central Park“, Gazeta Wyborcza, Warschau 25.09.2015)