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Im Dazwischen angekommen

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Im Dazwischen angekommen

Installation

Jüdische Gemeinde Frankfurt

10. – 22 Mai 2022

Zwischen 1989 und 2005 wandern etwa 200.000 Jüdinnen und Juden aus der Ukraine, Russland und anderen Staaten der ehemaligen Sowjetunion in die Bundesrepublik ein. Heute machen Menschen mit einem postsowjetischen Hintergrund einen Großteil der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland aus. Ihre Erzählungen sind ein wichtiger Bestandteil des wiedervereinten Deutschlands, aber in den Museen und Schulbüchern kommen ihre Geschichten kaum oder nur am Rande vor.

Die Installation im Foyer der Jüdischen Gemeinde lässt diese Menschen mit ihren unterschiedlichen Perspektiven zu Wort kommen. Aufbauend auf Gesprächen, die die Journalistin Erica Zingher mit zwölf Personen aus drei Generationen geführt hat, sind Videos entstanden, die vom Aufbruch handeln und dem mühsamen Versuch, in einem fremden Land ein neues Leben aufzubauen. Sie erzählen von Hoffnungen und Enttäuschungen, vom fremd bleiben und vom irgendwie dann doch noch Ankommen. Sie erzählen von einem Land, das Menschen erst mit großer Geste willkommen heißt, damit sie sich dann vergessen fühlen. Und von Menschen, die dieses Land mit ihrer Geschichte und je ganz eigenen Perspektive bereichern.

Für die begehbare Installation „Im Dazwischen Angekommen“ hat andpartnersincrime ein komplettes Wohnzimmer im Foyer der Jüdischen Gemeinde aufgebaut. Erinnerungsstücke aus der alten Heimat mischen sich mit nach der Ankunft schnell gekauften und irgendwann in die Jahre gekommenen Möbelstücken. Persönliche Gegenstände lassen sich als Spuren eines individuellen Lebens lesen oder als Chiffren für eine exemplarische Existenz. In den Regalen stapeln sich Einmachgläser, auf dem Tisch liegt ein angefangenes Kreuzworträtsel und auf der Herdplatte köchelt seit unbestimmter Zeit eine kräftig duftende Suppe. Die Besucher:innen finden sich in einem vermeintlich intimen Raum zwischen Hier und Dort, dessen Bewohnerin eben erst aufgebrochen zu sein scheint.

Die hier gezeigten Videos kreisen um die Fragen: Wie kann jüdische Erinnerung in Deutschland vor dem Hintergrund einer Vielzahl von Erfahrungen und Biografien heute aussehen? Wie wird an die Schoa aus postsowjetischer Perspektive erinnert und über sie erzählt? Wie kann und muss die Erinnerungskultur in Deutschland erweitert werden um die Stimmen derer, die längst Teil dieses Landes sind?

Ignatz Bubis-Gemeindezentrum, Savignystraße 66, Frankfurt

Öffnungszeiten: Sonntag bis Donnerstag, 14 – 20 Uhr, Freitag 10 – 14 Uhr, Samstag geschlossen; Eintritt frei; eine Anmeldung ist nicht erforderlich

Konzept und künstlerische Leitung:    Eleonora Herder

Interviews:                                              Erica Zingher

Raum:                                                     Sandra Li Maennel Saveedra

Mitarbeit Raum:                                     Michelle Koprow

Videarbeit:                                             Soran Ahmed

Kamera und Fotos:                                Sahar Rezaei 

Mitarbeit Schnitt:                                   Venera Kushner

Komposition und Sounddesign:            Désirée Flegel

Klavier:                                                   Eleonora Volskaya

Untertitel und Übersetzung                   Oksana Nevynska

Produktionsleitung:                                 Sven Rausch

Interviewpartner:innen: Klarina Akselrud, Marat Dickermann, Leo Friedmann, Irina Ginsburg, Galina Gostrer, Stefan Hantel “Shantel”, Klaus Kozminski, Anna Kushnir, Regina Potomkina, , Eduard Sviatskiy, Eleonora Volskaya

Ein Projekt der Kulturabteilung der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main mit andpartnersincrime, gefördert durch die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft. Mit freundlicher Unterstützung des Historischen Museum Frankfurt. https://historisches-museum-frankfurt.de

andpartnersincrime wird gefördert durch die Mehrjahresförderung des Kulturamts der Stadt Frankfurt am Main.

Soft-Opening / Eröffnung am Montag, 9. Mai, ab 17 Uhr

Laufzeit: 10.-22. Mai 2022
Öffnungszeiten: So. bis Do. 14 – 20 Uhr, Fr. 10 – 14 Uhr, Sa. geschlossen

Im Dazwischen Angekommen (Long Doku)
Video 1: Weggehen
Video 2: Ankommen
Video 3: Zuschreibung
Video 4: Im Dazwischen
Video 5: Erinnern
Video 6: Reden
Audiotrailer „IM DAZWISCHEN ANGEKOMMEN“

Die Installation „Im Dazwischen angekommen?“ im Jüdischen Gemeindezentrum Frankfurt nimmt die Besucher mit auf eine Zeitreise. Auch bittere Erinnerungen werden wach.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.05.2022, Theresa Weiß

Die Interviews zeigen viele Nuancen und Zwischenwelten. Die Geschichten pendeln zwischen Hoffnung und Enttäuschung, Heimatlosigkeit und doch angekommen sein.

Jüdische Allgemeine, 16.05.2022, Laura Vollmers

Wer die Geschichten hören möchte, sollte viel Zeit mitbringen. Es lohnt sich.

Hessischer Rundfunk, 10.05.2022, Nina Michalk

Für den Zweifel

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Ayani Kombolcha_Copyright Soran Ahmed_1.1
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Jan Lopič_Copyright Soran Ahmed_1
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Für den Zweifel

Ein Interviewprojekt über Third Culture Kids

Videoinstallation | Offenes Haus der Kulturen Frankfurt

25.-29. Mai 2021

„Für den Zweifel“ ist ein Interviewfilmprojekt mit und über sogenannte Third Culture Kids.

Der Begriff Third Culture Kids stammt ursprünglich aus der Soziologie und bezeichnet Kinder, die in Kulturen aufwachsen und sozialisiert werden, die nicht der Herkunftskultur ihrer Eltern entsprechen. Sie agieren von Kleinkindalter an als Brücke zwischen der Kultur ihrer Eltern und der Kultur des Landes, in dem sie leben und bilden schließlich ihre eigenen amalgamierten Kulturen aus: eine dritte Kultur ohne Raum und vor allem ohne Volk, die kein nationales und politisches Pendant hat, das sie repräsentiert.

Die Videos der Installation kreisen um die Themen Herkunft, Zugehörigkeit, aber auch Ausgrenzung und Ausschluss und nicht zuletzt um die Frage nach einer möglichen politischen Repräsentationsform dieser Subjektivität des Dazwischenseins. Was lässt sich kulturelle Identität zwischen oder jenseits von eindeutigen Zuschreibungen denken? Wie lässt sich eine Form für den Zweifel finden?

Bitte Smartphones und Kopfhörer mitbringen!

www.für-den-zweifel.net

In Kooperation mit Verband binationaler Familien und Partnerschaften und Offenes Haus der Kulturen. Gefördert von Kulturamt Frankfurt und Hessische Kulturstiftung.

Künstlerische Leitung: Eleonora Herder

Ausstellungsdesign und Bühnenbild: Sandra Li Maennel Saavedra

Videodesign: Soran Ahmed

Sounddesign: Desiree Flegel

Redaktion Interviews: Anna Schewelew

Bühnenbildassistenz: Louis Barbe

Technische Beratung und Support: David Jung

Öffentlichkeitsarbeit: Tim Schuster

Produktion: partners in crime GbR

Mit Interviews von:

Hien Mai, Aristotelis Agridopoulos, Alex Stathopoulos, Roland Kerepesi, Luka Geike, Miryam Schellbach, Anonymous, Jan Lopič, Lina Siri und Jihan Akrawi.


Eine Produktion von andpartnersincrime ermöglicht durch die Mehrjahresförderung des Kulturamt Frankfurt und dem Projektstipendium der Hessischen Kulturstiftung.

Erarbeitet in Kollaboration mit dem Offenen Haus der Kulturen und dem Verband Binationaler Familien und Partnerschaften Frankfurt sowie dem Studiengang Soziale Arbeit an der Frankfurt University of Applied Studies.

Vernissage:

25.05.2021, 18:00h, Offenes Haus der Kulturen, Mertonstraße 30, Frankfurt – Bockenheim

26.-29.05.2021, 14:00h – 21:00h, Offenes Haus der Kulturen, Mertonstraße 30, Frankfurt- Bockenheim

Bitte bringt ein Smartphone und Kopfhörer mit!

Alle Interviews können unter: www.für-den-zweifel.net angesehen werden.

WIR SIND NIE MODERN GEWESEN

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WIR SIND NIE MODERN GEWESEN

Historisches Museum, Frankfurt

16.05.-15.09.2019

Eine Klanginstallation über Exklusionsmechanismen und Xenophobie im Neuen Frankfurt

Eleonora Herder / andpartnersincrime

In Frankfurt besteht ein akuter Mangel an bezahlbarem Wohnraum sowie eine massive Verdrängung von einkommensschwachen Bevölkerungsschichten aus dem urbanen Ballungsraum. Das betrifft momentan maßgeblich die Randgebiete der Stadt, in welchen sich die Siedlungen des sogenannten „neuen“ Frankfurts befinden. Ernst Mays Utopie, mit politischen Instrumenten sozialen Wohnungsbau zu schaffen, ist gescheitert.

Während die Gebäude unter Denkmalschutz gestellt und mit Sanierungsmaßnahmen aufgewertet werden, findet an der sozialen und politischen Praxis scheinbar niemand etwas Schützenswertes. Der zunehmende Existenzdruck, welchem die Bewohner*innen dieser ehemalig linken Arbeiterviertel ausgesetzt werden äußert sich in Rassismus und Xenophobie und nicht zuletzt in steigenden Wahlerfolgen rechter Parteien.

Der Verdacht entsteht, dass wir nie wirklich modern gewesen sind.

Ort: Stadtlabor, Historisches Museum, Frankfurt

Eine Produktion von andpartnersincrime in Zusammenarbeit mit dem Historischen Museum Frankfurt. Unterstützt durch die Theaterförderung des Kulturamts der Stadt Frankfurt.

Konzept, Recherche, Interviews und Umsetzung: Eleonora Herder

Inhaltliche Beratung und Recherche: Sebastian Schipper

Komposition: Jan Mech

Hier gibt es den Dossier zum Download.

16. Mai – 13. Oktober 2019

Ausstellung „Wie wohnen die Leute“, Historisches Museum Frankfurt

LOTTE GOES LIQUID

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LOTTEgoesLIQUID (Deutsch)

Nau Ivanow, Barcelona

September 2010

LOTTEgoesLIQUID
Szenische Installation nach Zygmunt Baumans “Liquid Life”

Konzept: Eleonora Herder
Regie: Eleonora Herder, Falk Rößler, Arne Köhler
Texte: Lucia Carballal
Dauer: 1:20 h

Lotte ist nur eine von vielen, die zwischen halbgaren Zusagen und ständigen Chancen irgendwo ihr Glück vermutet. Sie kommt zurück zu einer verflossenen Liebe. Gern würde sie dazu gehören, aber vor allem möchte sie unabhängig bleiben. Und damit ist sie nicht allein. Sie landet in einem Haus voller Leute, für die der einst erstrebenswerte Dreiklang aus Arbeit, Haus und Familie nicht mehr das Ziel aller Anstrengungen sein kann. Stattdessen wabern sie durch ihre offenen Leben, in denen ständig alles passieren könnte, doch letztlich kaum etwas langfristig Wirksames geschieht.

Alles kann zur konkreten Möglichkeit werden, zur Gelegenheit, mit einem Griff doch noch das große Los zu ziehen. Darum gibt es keinen Grund mehr, eine Option von vornherein auszuschließen. Selbstbilder, Menschen, Lebensentwürfe – sie gelten so lang, bis sie ausgedient haben und abgelöst werden müssen. Denn reizvollere Alternativen gibt es scheinbar viele…

Der Mensch in der postmodernen, globalisierten Gesellschaft lebt in Fragmenten, Abbrüchen und Neuanfängen. Er muss danach streben, sich möglichst flexibel zu halten und jede Art von Festlegung so gut es geht zu vermeiden.

So beschreibt der polnisch-britische Soziologe Zygmunt Bauman das gegenwärtige Dasein in der westlich geprägten Welt. Zeitgenössisches Leben ist „flüssiges Leben“ („liquid life“), in dem sich vormals feste Strukturen zunehmend auflösen und stabile Bindungen generell zum Problem werden, weil sie Möglichkeiten einschränken könnten. Es geht darum, sich offen zu halten für Besseres.

Die szenische Installation LOTTEgoesLIQUID macht es sich zur Aufgabe, Baumans Befund über das Leben in der globalisierten Postmoderne sowohl inhaltlich als auch formal in einer Theaterarbeit aufzugreifen.

Ein „liquid life” zu leben, bedeutet in erster Linie, dass alles schneller, kürzer und gleichzeitiger von statten geht, als es vergangene Generationen gewohnt waren. Das „liquid life” ist ein Leben der kurzen Aufmerksamkeitsspannen, in dem das einzelne Erlebnis an Bedeutung verliert, weil es ständig in einem Meer aus anderen Ereignissen unterzugehen droht. Es gilt, mit einzelnen Lebensphasen möglichst schnell abzuschließen und ungestört weitergehen zu können – auch wenn das nicht immer gelingt…

In LOTTEgoesLIQUID werden die Zuschauer vor eine Situation gestellt, in der sich auch die sieben Charaktere des Stückes befinden: Sie müssen sich ununterbrochen entscheiden, ob sie gehen oder bleiben wollen und wie lange sie jemandem ihre Aufmerksamkeit schenken. Die freundliche Portionierung des Geschehens in einzelne Häppchen, die man nacheinander vor sich auf einer Bühne ausgebreitet bekommt, bleibt aus. Stattdessen ist man immer mit einem Zuviel konfrontiert: zu viel Handlung, zu viel Aktion, zu viele Möglichkeiten. Vor den Augen des Publikums entwickeln sich sieben verschiedene Leben gleichzeitig.

Die Zuschauer bewegen sich um eine Insel aus miteinander verbundenen Einzelräumen herum. Doch von keinem Punkt aus kann man alles verfolgen. Man wird sich weiterbewegen müssen, um herauszufinden, was am anderen Ende des Bühnenraumes geschieht. Und will man einer Figur über längere Zeit folgen, so muss man sich mit ihr gemeinsam auf den Weg machen. Währenddessen passiert anderswo anderes, sodass man zwangsläufig immer etwas verpasst… Die einzelnen Szenen und Handlungsstränge verlaufen alle parallel und sind ineinander verwoben. Das „liquid life“ setzt niemals aus. Immer gilt es, auf der Hut zu sein. Pausen sind verschenkte Zeit.

Doch die Vielzahl von Fragmenten fügt sich bei LOTTEgoesLIQUID zu einem großen Ganzen zusammen. Alle Elemente, die hier aufeinandertreffen, vereinigen sich letztendlich zu einer theatralen Symphonie. Vielleicht wird es auf diese Weise möglich, den Puls, die Brüche und die Zwänge des gegenwärtigen Lebens in der westlichen Welt erlebbar zu machen. Ob diese Musik des „liquid life“ nur im Theater oder auch außerhalb davon existiert, das bliebe herauszufinden.

Konzept & Regie:
Eleonora Herder
Falk Rößler
Arne Köhler

Texte: 
Lucía Carballal

Bühnenbild: 
NAEVI

Sounddesign:
Arne Köhler
Falk Rößler

Schauspieler:
Laura López (Lotte)
Lluna Pindado (Inge)
Anahí Setton (Josefine)
Albert Alemany (Paul)
Ramon Rojas (Gitarrist)
Joan Casas Rius (Berndt)
Arne Köhler (Dickes Kind)

Video-Trailer zu “LOTTEgoesLIQUID”

Video-Ausschnitte aus „LOTTEgoesLIQUID“

https://youtu.be/WKaM_4SHKpg

Kapitalismus-Monolog der Figur Berndt in „LOTTEgoesLIQUID“:

The Guitarist (LOTTEgoesLIQUID-theme) by Lotte’s Music
Dieses Musikstück ist eine Komposition, die während der Arbeit an „LOTTEgoesLIQUID” entstanden ist. Darin wurde das musikalische Leitmotiv der Figur des Gitarristen sowie des ganzen Stückes ausgearbeitet.
Die Melodie taucht an verschiedenen Stellen der szenischen Installation immer wieder auf – teilweise live mit der E-Gitarre gespielt, teilweise durch eine Audio-Kassette, die sich einige Figuren in „LOTTEgoesLIQUID“ anhören.


Paul by Lotte’s Music
Diesen Song singt Lotte in einer sparsameren Akustik-Gitarren-Version an einer Stelle im Stück. Sie ruft bei einer Radiosendung an und versucht, mit diesem Lied ihren Ex-Freund Paul wiederzugewinnen.

„Ein szenisches Erlebnis und ein theatrales Abenteuer. Denn LOTTEgoesLIQUID ist von Anfang an kein konventionelles Theaterstück. Der Zuschauer wird eingeladen, einen Raum mit einem äußerst charakteristischen Bühnenkonstrukt zu betreten. Eine Reihe von fragilen Räumen konfrontiert uns unmittelbar mit der Aktualität des Lebens dieser angekratzten Menschen, die uns das Stück vorführt.”

Jorge Pisa Sánchez (www.indienauta.com)

„Alle sind irgendwie Outsider. Einige sagen es nur, andere zeigen es oder zeigen es nicht aus falscher Bescheidenheit. Einige wollen nicht länger nur einen einzigen Menschen lieben müssen, andere suchen genau diese ewige Liebe, die man heutzutage nicht mehr erträgt, weil selbst der, der danach sucht, nicht mehr wirklich daran glaubt. Und mittendrin das Ticktack einer Uhr, die einen permanent daran erinnert, dass die Zeit läuft, dass man alt wird, dass man sich vielleicht reproduzieren muss um zu SEIN.”

Una destada (Blog: “Aquesta nit improvisem”)G

SITE OF FICTION

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SITE OF FICTION

Landestheater Marburg / LAB Frankfurt

2013 / 2014

SITE OF FICTION
Eine Illusionsmaschinerie

Die Tür wird geöffnet und ich betrete den Raum. Es ist ein Zimmer, ein kleines, einigermaßen unaufgeräumtes Zimmer mit einem ungemachten Bett, einem sehr großen Spiegel an der Wand dahinter, einem Wandschrank rechts daneben, einem Schreibtisch, Sideboard, Sessel – um nur die Dinge zu nennen, die mir als erste ins Auge fallen, bevor ich bei der näheren Untersuchung des Raums die zahlreichen Details entdecke, die sich dort befinden: Ein angebissenes Honigbrot zum Beispiel, ein ausgedruckter Text im Drucker auf dem Schreibtisch, Bücher im Sideboard, Bilder an der Wand, merkwürdige Reagenzgläser im Wandschrank, Videokassetten und CDs im Umfeld der entsprechenden Player und vieles mehr.

Natürlich weiß ich: Das ist eine Kulisse. Denn ich befinde mich im Theater, im Frankfurter LAB, um genau zu sein. Und das vermeintliche Zimmer ist eine Site of Fiction und eine „Illusionsmaschinerie nach Motiven von E.T.A. Hoffmann“, wie mir der Titel der Performance sagt, die ich hier besuche. Deshalb betrachte ich den Raum auch nicht wirklich als unaufgeräumtes Zimmer, sondern als Inszenierung eines solchen. Und entsprechend verhalte ich mich auch ganz anders, als ich mich in einem fremden Zimmer verhalten würde. Auch gehe ich davon aus, dass hier ganz andere Dinge geschehen können bzw. werden. Ich frage mich z.B., ob vielleicht jemand unter der Bettdecke zum Vorschein kommen wird, oder wie viele Eingriffe in das Arrangement meinerseits von der Inszenierung kalkuliert sind bzw. von ihr ausgehalten werden können.

Eine Videokassette, die ich einlege, lässt sich jedenfalls nicht abspielen. Und was das Ganze noch spezieller macht – bzw. theatraler –, ist der große Spiegel, der nicht von ungefähr an jene Einwegspiegel in Vernehmungsräumen erinnert, die man aus Fernsehkrimis kennt. Sprich: Anders als in einem gewöhnlichen Zimmer fühle ich mich beobachtet und vermute Zuschauer hinter dem Spiegel, Zuschauer allerdings, die ich nicht – jedenfalls jetzt noch nicht – persönlich identifizieren kann.

Und die Tatsache, dass ich mich von anderen beobachtet fühle, führt auch zu einer Selbstbeobachtung meiner Aktionen, in der mir diese auf einmal wie gespielte Aktionen vorkommen. D.h. in gewisser Weise schaue ich mir dabei zu, wie ich mich vor unbekannten Zuschauern als Rolle spiele – was gleichzeitig die Frage aufwirft, ob ich dies nicht vielleicht auch in einem gewöhnlichen Zimmer, vermeintlich unbeobachtet, immer irgendwie tue. Mit Jacques Lacan könnte man hier von einer Erfahrung jenes Blicks des ‚großen Anderen‘ sprechen, welcher uns im ‚Schauspiel der Welt‘ zu ‚angeschauten Wesen‘ macht. Und unter diesem Blick spiele ich das Spiel nun mit – obwohl ich auch diverse Versuche unternehme, es im wahrsten Sinne des Wortes zu durchschauen, indem ich meine Hände abschattend an den Spiegel lege, um hindurchzusehen, oder indem ich mich aus einem Fenster lehne, was mir tatsächlich den Blick auf eine der Performerinnen ermöglicht, die gemeinsam mit den anderen außerhalb der Zimmerkulisse das produziert, was mich innerhalb dieser Kulisse erreicht.

Aber auch diese Aktionen bleiben in gewisser Weise Teil des Spiels, und neben ihnen verhalte ich mich auch immer wieder so, wie Diderot es sich gewünscht hätte, d.h. ich tue so, als ob hinter der ‚vierten Wand‘, die sich im Einwegspiegel tatsächlich materialisiert, keine Zuschauer zugegen wären (wobei ich mir zunächst – d.h. bevor ich die Performerin im Außenraum sehe – im Unterschied zum Diderotschen Schauspieler ja auch nicht wirklich sicher sein kann, ob sich hinter dieser ‚vierten Wand‘ tatsächlich Zuschauer befinden). So höre ich z.B. irgendwann den piependen Anrufbeantworter ab, lese die Texte auf dem Schreibtisch – und lasse mich schließlich in eine Chat-Konversation am Computer verwickeln, die damit endet, dass ich gebeten werde, ein rotes Kleid aus dem Schrank zu holen, dessen Rückwand dann unerwartet von einer Performerin geöffnet wird, die mich einlädt, auf einer Zuschauertribüne im dunklen Außenraum Platz zu nehmen, wo schon mehrere Personen sitzen, die vermutlich vor mir in der Zimmerkulisse waren.

Von dort aus sehe ich nun das Ensemble der Performerinnen vor dem Einwegspiegel agieren – und hinter diesem Einwegspiegel einen weiteren Besucher, der die Zimmerkulisse betritt und dort beginnt, sich in der Szenerie zu orientieren, ohne dass ich sagen könnte, ab welchem Zeitpunkt sich dieser Besucher seinerseits beobachtet fühlt.

Text von Dr. André Eierman

Gefördert und unterstützt von:

Die theatrale Installation ist meiner Definition nach eine postmoderne Erzählstrategie.

Sie unterscheidet sich zu installativen Ansätzen, die aus der bildenden Kunst kommen insofern, als dass sie narrativ ist. Sie erzählt in irgendeiner Art und Weise und das ist ihr theatraler Bestandteil. Installation ist Postmoderne Erzählung als Raum.

Site of fiction ist der Versuch diese These in die Praxis umzusetzen.

Idee & Konzept: Eleonora Herder
Von & mit: Eleonora Herder, Maria Isabel Hagen, Michaela Stolte & Sabine Born
Produktion: Lena Krause
Technik: Stine Hertel und Camilla Vetters
Musikalische Beratung und Arrangement: Rebecca Berg

Unserer besonderer Dank gilt Bastian Kleppe für seine liebevolle und großzügige Unterstützung.

Ohne die Beratung von Jost von Harleßem wäre auch dieses Projekt nicht geglückt.

“Das Projekt „Site of fiction“ verstört die Erwartungen des Publikums durch die geniale Form seiner Publikumsbeteiligung.”

(Lukáš Jiřička: „Eleonora Herder. Site of fiction“, A2 Magazin, Prag 17.07.2013)

“Und die Tatsache, dass ich mich von anderen beobachtet fühle, führt auch zu einer Selbstbeobachtung meiner Aktionen, in der mir diese auf einmal wie gespielte Aktionen vorkommen. D.h. in gewisser Weise schaue ich mir dabei zu, wie ich mich vor unbekannten Zuschauern als Rolle spiele – was gleichzeitig die Frage aufwirft, ob ich dies nicht vielleicht auch in einem gewöhnlichen Zimmer, vermeintlich unbeobachtet, immer irgendwie tue.”

(Dr. André Eiermann, Juli 2013.)

„Eine einzigartige Theatererfahrung.“

( Vera Zimmermann: „Theater ganz anders: Rätsel, Snack und Spiele“, Oberhessische Presse, 25.06.2013)

Making of:

Lange Filmdokumentation des gesamten Stückes:

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ZWOFADOLEI* (Zweifamilienhaus mit Doppelleitung)

StudioNAXOS Frankfurt

November 2014

„Fasse dich kurz!”

Ernst May

Zwofadolei. Das ist ein Zweifamilienhaus mit Doppelleitung. Im Niddatal stehen viele davon. Sie wurden gebaut für „Menschen am Existenzminimum“ und Personen, die unterwegs waren in eine neue Ära. Eine neue Ära der Gemeinsamkeit und Menschlichkeit. In ein neues Leben voll von Licht, Luft und Sonne, wo Variabilität noch die Gefahr von Anarchie in sich birgt.

Eleonora Herder und Anna Schewelew machen sich 90 Jahre nach der Planung des „Neuen Frankfurts“ auf die Suche nach diesem neuen Menschen. Sie besuchen ihn in den Einfamilienhäusern der Römerstadt und den Sozialwohnungen von Westhausen. Sie treffen Personen, die in Ernst Mays Gebäuden zum Teil schon seit Generationen wohnen und untersuchen, wie viel von Ernst Mays Biopolitik sich in diesen privaten Leben seinen Weg gebahnt hat.

Dieses Projekt arbeitet mit Augmented Reality. Für Zuschauer*innen, die kein oder nur ein schlecht funktionierendes Smartphone besitzen stellen wir Geräte zur Verfügung.

Gefördert von:

Der Stadt Frankfurt am Main und dem Studio Naxos.
Diese Produktion hat ausserdem die Postgraduiertenförderung der Hessischen Theaterakademie erhalten.

Konzept und Leitung: Eleonora Herder

Dramaturgie: Anna Schwelew

Bühnenbild: Sabine Born

Performance: Eleonora Herder & Maria Isabel Hagen

interface: zentralwerkstatt  / Fabian Offert

Die Häuser, die für unser Architekturmodell als Vorlage gedient haben, stehen heute noch genauso in Frankfurt-Praunheim. Es handelt sich bei ihnen um die allerersten Musterhäuser, die 1926 extra zu Anschauungszwecken für die internationale Architekturtagung für neues Bauen erstellt wurden.

Das von uns gefertigte Modell sollte von den Zuschauern interaktiv bedient werden, indem sie die Fenster mit der Kamera eines Tablets abscannen und sich mittels des Augmented- Reality-Programms kleine Filme in die Fenster der live abgefilmten Fassade legen. Diese Filme zeigen dann die Bewohner/innen Praunheims in ihrer Einrichtung beim Verüben von alltäglichen Tätigkeiten. Es sieht auf dem abgefilmten Livebild so aus, als ob die Menschen in Miniatur wirklich in dem Modell leben würden. In dem Moment, in dem die Videos ausgelöst wurden, kamen aus kleinen Lautsprechern, die in dem Haus installiert waren, alltägliche Nachbarschaftsgeräusche, so dass das Modell wirklich belebt schien.

Zusätzlich sollten die Zuschauer die einzelnen Räume wie Schubladen herausziehen können. Diese Schubladen steuerten über ein digitales Interface uns als Performerinnen an. Wir bekamen Toneinspielungen von Interviewausschnitten, die wir mit den Bewohner/innen zu den jeweiligen Räumen geführt hatten, ins Ohr und konnten diese dann wiedergeben.

Das Hausmodell wurde durch diese Dramaturgie zum Instrument, mit dem die einzelnen Audio- und Videoelemente in Gang gesetzt wurden. Es entstand ein performatives Spiel, was dem Zuschauer/in nicht nur ermöglichte, sich beliebig viel Information anzueignen, sondern dem Publikum auch abverlangte, sich untereinander zu organisieren, um die Performance kompositorisch zu gestalten. Somit wurde jede Aufführung auch zu einem sozialen Experiment; jede Zuschauergruppe organisierte sich anders und komponierte durch ihr Sozialverhalten eine andere, meist völlig neue Performance. Je kollektiver und basisdemokratischer sich die Zuschauergruppe organisierte, desto informativer wurde die Aufführung. So wie May die Architektur nutzen wollte, um einen neuen Menschen zu formen, wollten wir ein Architekturmodell nutzen, um den neuen Menschen zu suchen. Die Aufführung an sich war also nie ein fertiges Produkt, sondern formulierte sich jedes Mal aufs Neue zu einer gesellschaftlichen Versuchsanordnung.

DAS NEUE WIESBADEN

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DAS NEUE WIESBADEN

Staatstheater Wiesbaden / Schelmengraben

2014, 2015, 2016

„Es gehört selbst zu meinem Glücke, kein Hausbesitzer zu sein’, schrieb Nietzsche bereits in der Fröhlichen Wissenschaft. Dem müßte man heute hinzufügen: es gehört zur Moral, nicht bei sich selber zu Hause zu sein.“

Theodor W. Adorno

„Wir sind der Meinung, dass das kollektive Moment im Leben der heutigen Menschen, das sich in Arbeit, Sport und Politik so stark ausprägt, sich logischerweise auch in den Wohnzellen der Menschen widerspiegeln muss.“

Ernst May

Die Zwofadolei* ist ein Zweifamilienhaus mit Doppelleitung, das der Frankfurter Bauhausarchitekt und Städteplaner Ernst May 1926 zu Anschauungszwecken für die internationale Architekturtagung für neues Bauen entworfen und gebaut hat. In diesem Musterhaus sah er die Lösung für die europaweit drängenden Fragen des Städtebaus und der Unterbringung von Menschen am sogenannten Existenzminimum.

Für May war die Rationalisierung, Standardisierung des Wohnens und Vereinfachung der Arbeitsvorgänge Voraussetzung für soziale Veränderungen und der Grundbaustein für eine neue Ära der Gemeinsamkeit und Menschlichkeit.

1963 veröffentlichte er seine städtebaulichen Pläne für ein „neues Wiesbaden“, nach welcher ein Großteil aller Altbauten und Jugendstilvillen abgerissen und durch moderne Wohnblöcke und Reihenhäuser ersetzt werden sollte. Das von Bürgerinitiativen verhinderte Projekt wurde dann nur noch am Stadtrand Wiesbadens umgesetzt. Die Gebäude werden heute von der Gewerkschaft für Hessisches Wohnen verwalten und als Sozialwohnungen verwendet.

Eleonora Herder und ihr Team haben die Bewohner*innen von Schelmengraben besucht und mit Ihnen über ihre Alltag und ihre Vorstellung von Wohnen gesprochen. Ist Mays Plan aufgegangen? Gibt es ihn, den neuen Wiesbadener? Lebt er vielleicht ganz leise und unbemerkt am Stadtrand dieser schnörkeligen Stadt?

Thema dieser Performanceinstallation ist die Frage inwiefern Menschen durch Städteplanung und Architektur im zwanzigsten Jahrhundert geformt wurden.

Wie weit sich Diskurse, Geschichte und Politik einer Zeit und einer Stadt in ihrer Städteplanung widerspiegelt und was die Menschen heute davon noch in sich tragen. Wirken die architektonischen Setzungen von damals wie eine gespenstische Utopie in den Bewohner*innen von heute fort?

Eine Produktion des Staatstheater Wiesbaden.
Diese Produktion hat die Postgraduiertenförderung der Hessischen Theaterakademie erhalten.

„Augmented Reality“ bedeutet übersetzt „Angereicherte Realität“ und ist ein Forschungsansatz der Informatik, der versucht, eine Be-, Über- und Umschreibung der „Realität“ durch digitale audiovisuelle Medien zu ermöglichen. Dabei werden ein Gegen- stand, ein Gebäude oder ein Standort mit der Kamera eingescannt und das gefilmte Livebild mit einem für diesen Standort und diese Perspektive vorproduzierten animierten Bild überlagert, um so eine Erweiterung der eigenen Realität, aber auch eine Überlagerung von Zeiten und Orten innerhalb des eigenen Zeitraums zu ermöglichen.

In einem Projekt mit einem theatralen Fokus könnten die angereicherten Realitäten zu Mini-Bühnenräumen werden, die über der haptischen Realität hängen wie Heiligenscheine. Es könnte eine Narration stattfinden, die in einem Miteinander oder Wechselspiel von Illudierung und Partizipation entsteht.
Kann das Medium zur visuellen und akustischen Subversion von Orten und Personen dienen? Oder ermöglicht es einfach nur eine größere Erfahrbarkeit von etwas oder jemandem, der mal da war? Begeben wir uns mit einem solchen Medium auf die Spur von Gespenstern? Oder geben wir einen Ausblick auf mögliche Zukünfte, vielleicht eine Utopie?

Alle angefertigten Orte und Gebrauchsgegenstände, mit denen wir alltäglich in Berührung kommen, sind mit einer Utopie behaftet. Jemand hat sich irgendwann einmal eine mehr oder weniger konkrete, mehr oder weniger ideologische Gebrauchsbestimmung für sie ausgedacht. Sie erzählen also nicht nur von ihrer tatsächlichen Nutzungsgeschichte, sondern auch davon, wie oder was wir als Nutzer*innen eigentlich sein sollten. Diese Zukunft der Vergangenheit hängt unsichtbar auratisch über allem, was uns umgibt.

Auf der Suche nach Utopien des Alltags sind wir schnell auf „Das Neue Frankfurt“ gestoßen. Diese Siedlungspolitik, die in den 1920er Jahren von dem Architekten und Städteplaner Ernst May für Frankfurt entwickelt wurde, strebte nicht nur eine architektonische Weiterentwicklung der Stadt an, sondern eine Sozialisierung der gesamten Gesellschaft. Über die Gebäude und die damit einhergehende Strukturierung des privaten Lebens sollte ein neuer Mensch entstehen, der eine neue Ära von Einheit und Kollektivität anstrebt.

Wir wollten nun also Augmented Reality nutzen, um implizite „Schichten“ unserer Umgebung sichtbar zu machen: Wie weit spiegeln sich Diskurse, Geschichte und Politik einer Zeit und einer Stadt in ihrer Städteplanung wider, und was tragen die Menschen heute davon noch in sich? Wirken die architektonischen Setzungen von damals wie eine gespenstische Utopie in den Bewohner/innen von heute fort? Diese Fragestellung wollten wir empirisch angehen, indem wir die heutigen Bewohner/innen von Ernst-May-Häusern besuchen wollten, um sie zu ihrer Wohnsituation zu interviewen und Bewegungsabläufe in ihren Wohnungen filmisch zu dokumentieren.

Wenn Augmented Reality bis jetzt hauptsächlich dazu dient, Realität mit utopischen/fiktionalen Elementen anzureichern, wollten wir den Spieß umdrehen und die Utopie mit Realität anreichern. So als wäre die heutige Realität eine Art Vorahnung, eine Zukunftsvision, die über der Utopie von damals schwebte.

Ein Architekturmodell, so schien uns, war die Manifestierung von unbefleckter Utopie in einer haptischen Realität.

(Eleonora Herder)

Konzept und Leitung: Eleonora Herder

Dramaturgie: Anna Schewelew

Bühnenbild: Sabine Born

Bühnenbildassistenz: Lucia Bushart

Performance: Eleonora Herder, Maria Isabel Hagen & Sabine Born

Videodesign: Alla Poppersoni

Interface: Zentralwerkstatt / Fabian Offert

Sounddesign: Jan Mech

28.06. 2015 ab 12:00h im Rahmen der “Hessischen Theatertage” am Staatstheater Wiesbaden.

13.10.2015 ab 18:00h Kino Naxos. “Kino im Theater”

11.11.2016 – 18.11.2016 als Dauerinstallation im Rathaus Wiesbaden. Im Rahmen von “Wir in Wiesbaden.”

19.11.2016 – 25.11.206 als Dauerinstallation im Stadtteilzentrum Schelmengraben, in Wiesbaden.

Teaser Video:

https://vimeo.com/131591800

Dokumentation Performance:

Dokumentation Dauerinstallation:

„Die Frankfurt Künstlerin Eleonora Herder, die Bühnenbildnerin Sabine Born, die Prgrammierin Alla Poppersoni und ein Team von Sozialarbeitern der Kulturinitiative Schelmengraben Bunt haben diese Ausstellung die bereits in anderen Städten zu sehen war, auf lokale Gegebenheiten angepasst. Der Effekt ist verblüffend, doch sollte man Zeit und Konzentration mitbringen.“

(Anja Baumgart Pietsch: „Alltag in Ernst Mays Hochhaus“, Wiesbadener Kurier, 16.11.2016)

“Die meisten Wiesbadener übrigens dürften auch nicht wissen, was eine Zwofadolei ist. Der berühmte Architekt Ernst May hatte das „Zweifamilienhaus mit Doppelleitung“, also eine „Zwofadolei“, in den zwanziger Jahren entworfen. Dass es sie nicht nur im „Neuen Frankfurt“ gibt, sondern auch in Wiesbaden, weit weg vom historischen Zentrum, am Schelmengraben in Dotzheim, hat Eleonora Herder mit Maria Isabel Hagen und Sabine Born zu einer Performance bewegt, mit der sie Bewohner des heutigen Schelmengrabens, die Thesen Mays und das Publikum vor einem hübschen Doppelhausmodell zusammenbringen.“

(Eva Maria Magel: „Stücke auf dem Silbertablett. Die Hessischen Theatertage zeigen, was hiesige Bühnen können“, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. Juni 2015)